Dienstag, 20. Dezember 2005

innnocence



Susanne Osthoff wurde am 25. November im Irak entführt. Anfang Dezember fragte FRIEDENSBAND bei action medeor an, ob es eine Solidaritätsaktion für Susanne Osthoff gibt. Das wurde verneint und so entwarf FRIEDENSBAND eine Kampagne, die dann am 9. Dezember gemeinsam von action medeor FRIEDENSBAND bundesweit ausgerufen wurde. 

Gleichzeitig sorgten wir mit der Bundespressekonferenz am 14.12. in Berlin für eine breite Medienöffentlichkeit. Im Mittelpunkt des Interesses stand Anja Osthoff, die Schwester der Entführten.


Wir haben viel Unterstützung bei unserer Solidaritätsaktion für Susanne Osthoff erhalten. Dafür möchten wir uns herzlich bei allen bedanken. Mehr als 20.000 Menschen haben den Appell innerhalb weniger Tage unterzeichnet. Auch Marius Müller-Westernhagen, Boris Becker, Robert Atzorn, Anke Engelke und viele andere Prominente haben unseren Aufruf unterstützt.

Beeindruckend waren auch die Mahnwachen in ganz Deutschland. In Berlin hatte die Türkische Gemeinde für den 14.12. am Brandenburger Tor eingeladen. Es sprachen Anja Osthoff, Vertreter der türkischen Gemeinde und Katrin Göring-Eckardt, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.
Aber auch die kleinen Kundgebungen waren beeindruckend, wie hier in Sindorf, organisiert von der Aktivgruppe FAIR FRIENDS. Bei aller Anteilnahme am Schicksal von Susanne Osthoff wurde immer wieder in den Gesprächen an die anderen Geiseln gedacht, die wir nicht kennen. Alle waren sich einig, dass die Solidarität mit Susanne Osthoff auch ein Zeichen ist an diejenigen, die im Irak die Konflikte schüren: Wir wollen, dass Konflikte friedlich gelöst werden! 

Besonders hat uns die Begeisterung der Jugendlichen berührt. Wo die Erwachsenen noch nachfragten, ob Susanne Osthoff sich selbst gefährdet habe oder ob sie eine gute Mutter ist, übten sie ohne Nachfragen Solidarität. Sie können noch mit der Unbeirrbarkeit der Jugend ihr Herz für jemanden öffnen und sind damit Vorbild für die Erwachsenen. Als Erwachsene lästerten: "Für die Schlampe setzt ihr euch ein?" Antworteten sie "Solidarität ist nicht teilbar!" - und setzten ihre Sammlung unbeirrt fort. So mancher Erwachsene kam da ins Grübeln!

So wie hier in Kerpen (Städtische Realschule) sah es auf vielen Schulhöfen in Deutschland aus. Tische mit Unterschriftenlisten wurden aufgebaut und mit großer Selbstverständlichkeit wurde unterschrieben. Die Kerpener Schülerinnen und Schüler sammelten mehr als 1.700 Unterschriften!

Schulen, Firmen und Familien im ganzen Bundesgebiet sandten noch Tage nach Susanne Osthoffs Freilassung Unterschriftenlisten mit bewegenden, sehr persönlichen Kommentaren.

Es war das schönste Weihnachtsgeschenk zum 4. Advent, das wir uns vorstellen konnten: Am 18. Dezember erreichte uns die Nachricht, dass Susanne Osthoff frei ist. 

http://www.stern.de/politik/deutschland/mahnwache-fuer-susanne-osthoff--bitte-zeigen-sie-ihr-mitgefuehl--3499984.html



Freitag, 2. Dezember 2005

Weltaidstag 2005 - Größte Einzelaktion in Deutschland

1.12.2005 Die Idee zur Aktion kam von einem Schüler. Er meinte nach der Aktion auf dem Marienfeld, dass wir nun etwas zu Aids machen sollten, weil sie doch Solidarität mit den HIV-Infizierten von Queenstown zeigen wollten.

Mit Brot für die Welt, UNICEF, Kindernothilfe und terre des hommes schuf FRIEDENSBAND ein Umfeld, mit der NRW-Schulministerin als Schirmfrau auch die Bedeutung für die Aktion. Gemeinsam mit Brot für die Welt stellten wir ein Bücherpaket für die Schulen in Kerpen zusammen. Mit der Melanchthon-Akademie organisierten wir einen Radioworkshop. Das Ergebnis, eine halbstündige Sendung, wurde bei Radio Erft, dem Lokalsender, gesendet. Mit einem Argumentationspapier für die Unterschriftensammler unterstützten wir die Jugendlichen. Ein Religionslehrer des Gymnasiums brachte sein Aids-Projekt in Südafrika ein.

Extrinsische Motivation für Schüler: Wir stellten einen Wettbewerbsgedanken in den Mittelpunkt: Seid ihr fähig zu einem Guinness-Rekord? Die Jugendlichen zeigten große Organisationsfreude. Es wurden sieben Stände in sieben Ortsteilen von Kerpen geplant und durchgeführt. Punkt 15 Uhr war Start, punkt 17 Uhr Ende der Aktion. Die Schule hat die organisierenden Schüler von der letzten Schulstunde befreit. Zur inhaltlichen Vorbereitung wurde das Unterrichtsmaterial „Lesson for life“ von Plan International und Aktion Weißes Friedensband allen Kollegen angeboten.

Die Schulministerin von Nordrhein-Westfalen, Barbara Sommer bescheinigte uns: „Die Vorbereitung und Durchführung der Aktion in Kerpen sehe ich als Lernen an anderen Lernorten, denn die Jugendlichen werden sich bei dieser Aktion intensiv mit gesundheitlichen Fragen und dem Leben in der Einen Welt auseinandersetzen. Ich begrüße es sehr, dass sich die Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit für das wichtige Ziel der Aidsbekämpfung einsetzen.“


Fest der Solidarität

Um den Jugendlichen deutlich zu machen, dass sie etwas besonderes geleistet haben, organisierten wir im Anschluss an die Aktion ein Fest der Solidarität. Aus Berlin kam Senait Mehari um dem Fest eine besondere Note zu geben. Erstmals wurde die Fahne der Solidarität verliehen. Die Realschule erhielt sie für ihre besonderen Leistungen.

Sonntag, 2. Oktober 2005

Wahlcafé 2005 - Gesamtschule Essen

Essen1Zur Landtagswahl NRW 2005 organisierten die SchülerInnen der Gesamtschule Borbeck, Klasse 9c, das Faire Wahlcafé an ihrer Schule. Mit ihrem Politiklehrer Reiner Gerrards hatten sie schon Wochen vorher im Unterricht mit dem Thema Wahl begonnen. Sie überlegten, mit welchen Mitteln sie die Erwachsenen zum Wählen locken können. Ihr Lehrer war begeistert. Noch nie hatten sich seine SchülerInnen so für eine Bundestagswahl interessiert.
Intensiv beschäftigten sie sich mit dem eigenen Flyer, der die Erwachsenen aufrütteln sollte. Die verteilten sie im ganzen Wahlbezirk. Etwas ganz besonderes hatten sich die Jugendlichen Essen9einfallen lassen: Mit einer Demonstration in ihrem Wahlbezirk zogen sie die Aufmerksamkeit aller Erwachsenen auf sich. Mit dem gesungenen Slogan „Wir wollen euch wählen sehen, wir wollen euch wählen sehen!“ zeigten sie den verblüfften Passanten ihre Transparente.
Neben dem Wahllokal an ihrer Schule hatten sie ein richtiges Wahlcafé errichtet. Unter großen Schirmen setzten sich die erstaunten WählerInnen in die bequemen Stühle und ließen sich belohnen. Es gab natürlich fair gehandelten Kaffee, aber auch selbstgebackten Kuchen.

Samstag, 1. Oktober 2005

Aktion Rote Hand auf dem Marienfeld

 30.9.2005 Das Tuch animierte die Lehrerin der Realschule Kerpen, Bettina Bucher und FRIEDENSBAND, die Aktion Rote Hand als Transparentaktion fortzuführen. Die gerade gegründete Aktivgruppe Menschenrechte wollte diese neue Aktionsform gleich ausprobieren - auf dem Marienfeld, unmittelbar nach dem Weltjugendtag. Das Weltjugendtags-Büro war begeistert und sagte jede Unterstützung  zu - machte aber auch klar dass das Gelände bald völlig zurückgebildet sein wird und dann wäre die Aktion nicht mehr möglich. Also blieb nur der letzte Tag vor den Herbstferien. FRIEDENSBAND lud die Partnerprganisationen der Aktion Rote Hand ein und konnte Minister Armin Lachet, Ministerium für Generation, Familie, Frauen und Integration, gewinnen. Die Pressekonferenz auf dem Marienfeld mit Minister Laschet, einem Beigeordneten von Kerpen, einem Experten von terre des hommes und zwei Schülern wurde mit Lautsprechern über das ganze Marienfeld übertragen. So konnten alle Jugendlichen daran teilnehmen und entsprechend Zustimmung oder Kommentare äußern. Minister Laschet war von dieser Aktion sehr angetan. Das Luftfoto ging um die Welt und wurde ein Sinnbild für die Aktion Rote Hand.

Die Euphorie war in Kerpen bei Schülern, die meist selbst in den Weltjugendtag eingebunden waren oder ihn miterlebt haben, noch zu spüren. Der Schulleiter, Herr Wurthmann, erweiterte es auf andere Schulen und schrieb zwei Briefe. Den Kollegen wurde Unterrichtsmaterial angeboten zum Thema Kindersoldaten angeboten. Von Seiten der Schule wurde ein großer organisatorischer Aufwand bewältigt: Polizei und Stadtverwaltung wurden eingeschaltet, Sanitäter angefragt. Die Feuerwehr stellte einen Leiterwagen, um ein Luftfoto zu ermöglichen. Im ständigen Kontakt mit dem Weltjugendtag-Büro wurden Grundfragen wie Toiletten, Wasser, Zufahrt geklärt. Der Schulleiter organisierte Pressearbeit und der Schulbustransfer zum Gelände. Mit einem Anmeldeblatt an alle Lehrer wurden Begleitung und Anzahl der teilnehmenden Schüler festgestellt. Die Eltern wurden in einem Brief um Erlaubnis für das Fahrradfahren gebeten. Ein schulinterner Stundenplan für Restschüler wurde erstellt.

Die Schülerinnen und Schüler brachten in den nächsten Wochen sehr viel Initiative auf, die weit über die Schulzeit hinausging. erstellten Organisationspläne, bereiteten Wegweiser und Plakate vor. Sie schrieben an die SVen der anderen Schulen und lieferten Material,  gestalteten Handzettel. Schließlich haben tatsächlich fünf Schulen mit mehr als 1100 Schülerinnen und Schülern teilgenommen – die erste gemeinsame Schulaktion in Kerpen überhaupt. Es war eine große organisatorische Leistung der Jugendlichen. Aber noch wichtiger: Die Aktion hinterließ bei den Jugendlichen ein Wissen um ihre Kraft, die auch im Unterricht ihren Niederschlag fand.


Rückmeldungen

Um die Aktion auf dem Marienfeld zu vertiefen, haben wir uns mit einem Rückmeldebogen an die Jugendlichen der Realschule gewandt. Mehr als hundert Teilnehmer der Aktion gaben uns - zum großen Teil sehr aufschlussreiche - Rückmeldungen. Davon zwei Stimmen:

„Ich war sehr beeindruckt, dass sich so viele Schüler für die Red Hand Day-Aktion gemeldet haben. Damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Als ich und meine drei Freunde diesen Berg voller Menschen gesehen haben, hatte ich das Gefühl, als ob ich zu einer riesengroßen Familie gehöre – ein tolles Gefühl.“    

„Mein Eindruck war, es haben das erste Mal alle an einem Strang gezogen. Alle waren sich einig, dass es keine Kindersoldaten geben soll und Kinder Kinder sein sollten. Vielleicht können wir Kinder den Erwachsenen helfen, damit sie sehen, dass Kinder nicht zum Kriegführen da sind.“

Für eine dauerhafte Erinnerung sorgten wir mit einer CD, auf der Bilder, Videos, Zeitungsausschnitte und Radiobeiträge festgehalten wurden.

Filmseminar

Das Thema wurde einige Tage später noch einmal vertieft. An einem späten Nachmittag veranstalteten wir eine Lesung und ein Filmseminar. Die Bildungsexpertin von UNICEF und eine Menschrechtsexpertin gaben den mehr als 30 Jugendlichen, die in ihrer Freizeit noch einmal in die Schule gekommen waren, einen tiefen Einblick in die Situation der Kindersoldaten. Mit Action painting konnten die Jugendlichen anschließend ihre Emotionen ableiten.

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Mittwoch, 31. August 2005

Briefe nach Queenstown - Aktivgruppe Menschenrechte entsteht

August 2005 - Erstmals eingeladen in die Realschule Kerpen, erzählten wir die Geschichte der 2000 HIV-Infizierten in Queenstown/Südafrika. Sie hatten wenige Wochen zuvor friedlich vor ihrem Krankenhaus demonstriert. Damit wollten sie erreichen, dass sie die lebensnotwenigen Medikamente erhalten, die dort bereit lagen. Die Polizei kam und trieb sie mit Tränengas und Gummigeschossen auseinander. Diese bildhafte Geschichte hatten wir der Presseerklärung von Brot für die Welt entnommen.

Die Schülerinnen und Schüler der Religionsklasse 9 reagierten bestürzt und fragten spontan nach Handlungsmöglichkeiten. Wir baten die Schülerinnen und Schüler, einen Solidaritätsbrief an die Menschen in Südafrika zu schreiben. Brot für die Welt versprach, die Briefe  und auch die Antworten weiter zuleiten. Sie waren allerdings äußerst skeptisch, ob der Brief in Queenstown ankommen und sie eine Antwort erhalten würden. Die Antwort aus Südafrika zwei Wochen später überraschte die Jugendlichen dann sehr. Für sie hatte sich ein Kreislauf geschlossen: Der Impuls war angekommen, das Bedürfnis nach mehr Aktivität geweckt. Sie wurden eine Aktivgruppe und nannten sich Aktivgruppe Menschenrechte.

Samstag, 12. Februar 2005

Erste Kontakte: Red Hand Day 12.2.2005

11.2.2005 - Die Realschule Kerpen beteiligt sich erstmals am Red Hand Day. Als Aktionstag wurde der 11.2. -  vor der Zeugnisausgabe - gewählt. Ein riesiges Tuch wurde durch die 700 Schülerinnen und Schüler mit roten Händen bedruckt – als Zeichen ihres Protestes gegen Kindersoldaten. Als wir bei FRIEDENSBAND das Bild sahen, wussten wir gleich: Dieses Tuch sollte bei der zentralen Kundgebung zum Red Hand Day in der Antoniterkirche Köln am Tag darauf präsentiert werden. Über Nacht organisierte die Lehrerin Bettina Bucher die Jugendlichen. Sie kamen und erzählten der Moderatorin Julitta Münch (Hallo Ü-Wagen) und den Vertreterinnen und Vertretern der Partnerorganisationen von ihrer Aktion. Das Tuch hing in der Kirche von der Empore herab und war zentrales Element der Veranstaltung. Das war der Beginn einer langen Zusammenarbeit mit der Realschule Kerpen und der Religionslehrerin Bettina bucher